Klettern allgemein ist sehr gut geeignet, um die eigene Griffkraft zu verbessern, ebenso trainiert man dabei den ganzen Körper, da Arme, Beine und auch der Rumpf ständig wechselnden Reizen ausgesetzt sind. Doch was ist denn nun besser geeignet, um wirklich fit zu werden – Bouldern oder Klettern?
Damit ihr auch genau wisst, was wir mit Bouldern und Klettern meinen, hier eine kurze Erläuterung:
Bouldern
Bouldern ist das ungesicherte Klettern an bis zu 4m hohen Wänden. Die Routen an den Boulderwänden sind meist gleich wie die beim Klettern. Der Unterschied besteht vor allem darin, dass man nicht mit einem Seil gesichert ist und Matten unter den Wänden hat, falls man runterfällt.
Klettern
Beim Klettern ist man praktisch immer zu zweit. Einer klettert die Wand hoch und ein anderer sichert ihn mit einem Seil. Um das bewerkstelligen zu können, tragen beide einen Klettergurt.
Unterschiede
Wir wollen euch nun einige Unterschiede der beiden Arten aufzeigen, damit ihr euch ein Bild davon machen könnt, was besser für euch geeignet ist. Beide Arten scheinen sich recht zu ähneln, doch es gibt doch einige frappierende Unterschiede, die es zu wirklich unterschiedlichen Sportarten machen.
Die Höhe
Bouldern
Gebouldert wird an Wänden von ca. 4 Metern Höhe. Natürlich gibt es auch hierbei Ausnahmen, auf welche wir aber nicht eingehen. Je höher die Wand wird, desto eher steigt auch die Verletzungsgefahr. An einer Boulderwand geht man aber nicht zwingend immer nur von unten nach oben, sondern auch mal nach links oder rechts. So werden die Routen auch länger.
Klettern
Beim Sportklettern können die Routen zwischen 15 bis maximal 40 Meter lang sein. Die meisten Routen überschreiten 30 Meter aber nicht. Ein Standard-Kletterseil ist 60 Meter lang und passt so genau für solche Routen. Die Routen, die länger sind werden als „Mehrseilrouten“ bezeichnet.
Sicherungstechnik / Seiltechnik
Bouldern
Die Sicherung beim Bouldern ist minimal. Man hat eigentlich nur ein Crashpad und einen Spotter. Ein Crashpad ist eine Matte, die man unter den Kletterer legt, damit die Landung weicher wird. Der Spotter hingegen ist dafür verantwortlich, dass der Boulderer bei einem Sturz nicht auf den Kopf fällt, sondern kontrolliert landen kann.
Bouldern kann man aber natürlich auch alleine.
Klettern
Beim Klettern muss man immer zu zweit sein, da die Höhe das Klettern nochmals etwas gefährlicher macht! Um beim Klettern richtig sichern zu können, benötigt man zusätzlich zu den Klettergurten ein Seil, das lang genug ist sowie ein Sicherungsgerät. Die Bedienung und das korrekte Sichern sollten zuerst bei einem Instruktor erlernt werden.
Charakter
Bouldern
Beim Bouldern ist die Kletterdauer meist deutlich kürzer mit wenigen, sehr intensiven Zügen. Um die einzelnen Routen möglichst gut zu meistern, versucht man, die Bewegungsabfolgen und Griff-Tritt-Kombinationen so zu verbessern und zu verfeinern, dass man die Route letztendlich schafft.
Wenn man eine Route noch nicht geschafft hat, dann regeneriert man in der Zwischenzeit kurz und versucht es dann mit neuen Bewegungsabläufen erneut. Beim Bouldern in der Halle tauscht man sich oft auch mit anderen Boulderern aus, diskutiert über die besten Routen und deren Lösungen, feuert einander aber auch an.
Der psychische Aspekt beim Bouldern liegt sicher eher auf der Konzentration auf die Route und nicht wirklich bei der Angst zu stürzen.
Klettern
Beim Klettern habt ihr länger dauernde Belastungen, wobei die Kletterzüge nicht ganz so explosiv kräftig sind wie beim Bouldern. Doch die Muskeln ermüden nach und nach immer mehr, da sie über längere Zeit Leistung erbringen müssen.
Da ihr beim Klettern gesichert seid, könnt ihr auch mal kurz ins Seil sitzen und eure Arme kurz ausschütteln, um die Muskeln wieder etwas zu lockern. Um über längere Zeit (mehr als ein paar Minuten) oder auch um Mehrseilrouten klettern zu können, braucht ihr möglichst eine effiziente, ökonomische und konzentrierte Klettertechnik.
Beim Klettern hat auch die Angst zu stürzen einen grossen Einfluss auf euren Körper und dessen Energiereserven. Diese Angst könnt ihr aber natürlich auch überwinden, da ihr euch langsam an euer Limit herantasten könnt und nach und nach mehr Vertrauen in euer Können aufbaut.
Ausrüstung
Bouldern
Das Bouldern an sich ist nicht materialaufwändig. Hierfür braucht ihr normalerweise nur:
- Kletterschuhe: Um die richtigen Kletterschuhe für euch zu finden, könnt ihr euch gerne im Sport-/Kletterladen eurer Wahl beraten lassen.
- Chalk: Chalk ist Magnesiumpulver und dient dazu, feuchte Hände trocken zu halten. Denn mit trockenen Händen habt ihr einen deutlich besseren Grip.
- Chalkbag: Aufbewahrt wird das Pulver im Chalkbag.
- Bürste (optional): Mit der Bürste kannst du Klettergriffe reinigen, um einen besseren Grip zu bekommen.
Klettern
Das Klettern ist etwas materialaufwändiger als das Bouldern, aber letztendlich sind die hier genannten Gegenstände unerlässlich, um wirklich klettern zu gehen.
- Kletterschuhe (siehe Bouldern)
- Chalk + Chalkbag (siehe Bouldern)
- Klettergurt: Dieser Gurt sollte an euch angepasst sein und wirklich gut sitzen. Über diesen Gurt seid ihr nämlich mit eurem Kletterpartner verbunden.
- Sicherungsgerät + Karabiner: Es gibt viele verschiedene Sicherungsgeräte, doch egal welches ihr verwendet, die Handhabung davon müsst ihr einwandfrei beherrschen, um euren Kletterpartner richtig sichern zu können.
- Kletterseil + Ropebag: Ein 60-70m Kletterseil und einen Sack für den Transport (in manchen Kletterhallen könnt ihr ein Seil mieten oder sie sind bereits an der Wand befestigt, das wäre dann Toprope-Klettern).
Gefahren
Bouldern
Die wohl grösste Verletzungsgefahr beim Bouldern besteht bei der Landung, wenn man ungünstig fällt oder umknickt.
Klettern
Die grösste Verletzungsgefahr beim Klettern liegt in gefährlichen Bodenstürzen, bei welchen der Sicherungspartner nicht rechtzeitig gesichert hat. Das passiert sehr selten, aber wenn es passiert, dann kann es wirklich schlecht ausgehen.
Klettern oder Bouldern? – was ist besser für euch?
Bouldern
Es ist sehr gut geeignet für kräftige Personen mit einer guten Körperspannung. Wenn ihr euch gerne mit anderen austauscht und gesellig seid, wird euch das Bouldern vermutlich mehr zusagen. Das Bouldern benötigt keine lange Einführung, sondern man kann einfach mal loslegen und ausprobieren.
Klettern
Das Klettern ist insgesamt ausdauernder, gelenkschonender und für etwas schwächere oder etwas ältere Personen geeignet. Beim Klettern braucht ihr zwar etwas mehr Geduld, da auch die richtige Sicherungstechnik zuerst erlernt sein will. Doch wenn ihr euch zu 100% auf euren Kletterpartner verlassen könnt, habt ihr zusätzlich eine mentale Stütze, wenn ihr euch an eure Grenzen heranwagen wollt.
Nun habt ihr hoffentlich eine Idee der Unterschiede von beiden Arten des Kletterns erhalten. Probiert beides aus und entscheidet dann, was euch mehr zusagt.
Wir wünschen euch viel Spass dabei!