Diese Frage beantwortet Walter Isaacson. Walter Isaacson schrieb Biografien über einige der genialsten Menschen, die jemals gelebt haben. Albert Einstein. Steve Jobs. Ben Franklin. Ausserdem beschäftigte er sich auch mit Leonardo da Vinci, dem Archetypen des Menschen der Renaissance.
Wie Isaacson einer Gruppe von Intellektuellen, während einer Veranstaltung in New York im Jahr 2017, erklärte, verband jeder von ihnen die Liebe zur Wissenschaft mit der Liebe zur Kunst. Einstein hatte seine Geige, Jobs liebte die Kalligraphie und Franklin seinen Drachen. Obwohl jeder von ihnen, teilweise schon seit Generationen, ein Vorbild sei, seien nicht alle vollständig erreichbar, meint Isaacson. Niemand hat dieselbe ‚Verarbeitungsgeschwindigkeit’ in seinem Gehirn, wie sie Einstein einst hatte und daher können wir auch nicht durch Nachahmung lernen, wie er zu sein. Abgesehen davon, dass da Vinci einer der berühmtesten Künstler ist, ist er auch in unserem alltäglichen Leben anwendbar.
Der Grund dafür ist die Tatsache, dass Leonardo durch das unersättliche Bedürfnis nach Wissen zu dem wurde, was er war. „Wir alle können beobachten und neugierig sein, wie Leonardo.“, behauptet Isaacson. Es ist möglich, jeden Tag Dinge aufmerksam zu betrachten. Die Beobachtung der natürlichen Welt hat da Vinci ermöglicht, sein interessantestes und berühmtestes Werk zu malen.
Die Mona Lisa ist das Ergebnis von Forschungen eines Künstlers/Wissenschaftlers über die Anatomie. „Da Vinci schälte das Fleisch von Schädeln, um die Gesichtsphysiognomie zu erkunden, zeichnete die Muskulatur der Lippen nach – und malte erst dann das einzigartige Lächeln der Mona Lisa“, schreibt Isaacson in seinem Buch. Ebenso haben da Vincis Forschungen über die Strömung von Wasser, seine Studien über den Blutkreislauf inspiriert und seine Kunst weiter bereichert. Seine Neugierde leitete sein Verhalten. Da Vinci hatte eine lange Liste von Gegenständen, die er untersuchen wollte – von den Rändern des Schattens bis zum Kiefer des Krokodils.
Ein solches Vorbild ist besonders im Zeitalter des Selfies notwendig. Aufgrund der sozialen Netzwerke und Streaming-Plattformen ist unsere Standard-Arbeitsweise oft passiv geworden. Allerdings wendete da Vinci das an, was Psychologen später als das Ausschlaggebende für das ‚menschliche Aufblühen’ bezeichneten: die Autonomie. Es geht darum, Wege zu finden, sich mit einer Welt zu beschäftigen die „self-expressive and self-expansive“ ist. Mit anderen Worten, forscht und informiert euch. Gleich wie Leonardo.